Das NABU-Schutzgebiet "Binsenwiesen" im Bizzenbachtal

 
Biologische Vielfalt für unsere Zukunft
oder
Wie ein kleines, engagiertes Team in gut 10 Jahren mit Beharrlichkeit und Fleiß
aus artenarmem Weideland ein großes, artenreiches Biotop geschaffen hat
 

Unser Schutzgebiet "Binsenwiesen" ist ein Teil der Flächen, die wir entlang des Bizzenbaches erworben haben, um unsere "ausgeräumte" Kulturlandschaft zumindest punktuell ökologisch aufzuwerten, sie zu strukturieren und zu artenreichen Grünlandbiotopen zu entwickeln. Bereits 1993 haben wir das erste kleine Stück, knapp 2.000 qm landwirtschaftlich weniger bedeutsames Land gekauft mit dem Ziel, entlang des Bizzenbaches das ein oder andere Trittsteinbiotop anzulegen. Inzwischen ist daraus eine stabile Biotopvernetzung geworden.


Durch weitere Zukäufe mehrerer kleiner Wiesen ist unsere NABU-Schutzgebietsfläche im Bizzenbachtal auf ca. 2,7 ha angewachsen und damit unsere größte eigene Fläche. Etwa die Hälfte davon dient noch immer als landwirtschaftliche Mähwiese – allerdings extensiv bewirtschaftet, also nach dem "Naturschutz–Terminkalender".



Eine kleine Chronik der "Binsenwiesen"

Nach den "Auwiesen" war dies unser zweites großes Projekt im Bizzenbachtal.

Die "Binsenwiese I" haben wir in 1993 erworben (1.900 qm). Hier entstand der erste Tümpel.

Die "Binsenwiese II" kam 1998 hinzu (5.750 qm). Hier entstanden nacheinander zwei weitere Tümpel, ein Insektennistwand, weitere Kleinbiotope und als Besonderheit eine imposante Trockenmauer.

Die "Binsenwiese III" ist erst in 2004 dazugekommen (3.500 qm). Hier haben wir einige Energie in die Renaturierung des Bachabschnittes gesteckt und es erfreut uns besonders der Trockenrasen.

Der Bizzenbach fließt nun auf dem ganzen Gebiet (über 250 m) nicht mehr geradlinig, sondern hat sich sein Bett mittlerweile - auch durch Renaturierungsmaßnahmen durch unsere Gruppe - "selbst" gesucht.

Viele verschiedene Strukturen bereichern das Biotop, das nun immerhin über 1 ha groß ist, auch außerhalb der "feuchten Zone": Die große Trockenmauer, an einem Südhang gelegen, Hecken, Bäume, das "Wildbienenhotel", Holzhaufen, extensiv genutzte Wiesenflächen, die einmal im Jahr gemäht werd, ein Heuhaufen und andere Kleinbiotope. Natürlich fehlen auch Nistkästen für unsere heimischen Vögel nicht.

Eine weitere "Struktur" ist der Rundweg, der sehr pflegeintensiv ist, da er regelmäßig gemäht werden muss. Er dient der "Besucherlenkung", man bleibt automatisch anderen Gebieten fern, die als Rückzugszonen für die Tierwelt gelten.

Die Binsenwiesen sind in 2014 zum zehnten Mal für den GEO-Tag der Artenvielfalt ausgewählt. Bei einem Rundgang können alle wichtigen Biotopstrukturen "besichtigt" werden und nicht nur das, mittlerweile sind sie alle beschildert.


12 interessante Strukturen zur Förderung der Artenvielfalt

Artenreiches Grünland

Entstanden durch mehrjährige düngerlose Weidenutzung. Dadurch verschwinden die konkurrenzstarken Allerweltsarten”. Von der naturschonenden Wiesenbewirtschaftung profitieren viele Tier- und Pflanzenarten. Dank der späten Mahd können nicht nur die am Boden brütenden Vögel ihre Jungen aufziehen. Auch die Pflanzen haben ausreichend Zeit, zu blühen und sich auszusamen. Davon wiederum profitiert eine große Insektenvielfalt.


Steinhaufen und Trockenmauer

Die hohe Dichte der Steine speichert die Strahlung der Sonne. Diese Wärme wird – wie bei einem Kachelofen – nur langsam wieder abgegeben. Wenn noch Holz in der Mauer enthalten ist, so ist dies eine besonders wichtiges Quartier. Der Haufen ist Sommer- und Winterquartier in einem. In der warmen Jahreszeit ist der Haufen Sonnenterrasse für viele Tiere, z. B. Eidechsen. Die Zersetzung des Holzes setzt Prozesswärme frei, so dass der Haufen im Winter nicht durchfriert.


Amphibientümpel

Die insgesamt zwölf Laichtümpel im Bizzenbachtal beherbergen eine stabile Amphibienpopulation, wie z. B. Gras- und Grünfrösche, Erdkröten und Berg- und Teichmolch. Die drei Tümpel der Binsenwiesen bilden die Vernetzung zwischen den "Leinwiesentümpeln" im oberen Bereich des Tales und dem "Bizzenbachteich" sowie dem "Auwiesentümpel" im unteren Bereich.


Kopfweiden

Kopfweisen haben eine große Bedeutung für den Artenschutz und sind ein wertvoller Lebensraum. Auf alten, dickstämmigen Weiden - mit ihren Höhlen und Faulstellen - leben bis&xnbsp;zu 180 Insektenarten, darunter 100 Käferarten.&xnbsp;Sie nutzen die Weiden als Wohnort, Nahrungsquelle und Metamorphose-Ort. Eine besondere Bedeutung haben die Kopfweiden für höhlenbrütende Vogelarten, allen voran der Steinkauz.


Lebensraum Hecke

Hecken und Sträucher sind für vielerlei Nutzinsekten und Spinnen, aber auch für Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere wertvolle Lebensräume. Für die Tierwelt erhöht sich der Wert einer Hecke, wenn sie sehr dicht wächst, ausreichend Nahrung (Beeren und Früchte) bietet und ein Teil der Sträucher Dornen und Stacheln tragen, die Schutz vor Feinden und Nesträubern bieten.


Totes Holz ... ist voller Leben

Totes Holz hat eine vielfältige ökologische Bedeutung im Naturhaushalt. Für eine Reihe von Tierarten wird ein Baum erst interessant, wenn er alt wird, Faulstellen, Höhlen und Risse bekommt und allmählich verfällt. An alle Alters- und Verfallsstadien von Holz sind zahlreiche Tier- und Pflanzenarten (Pilze, Moose, Flechten) gebunden und am Abbau beteiligt. Im Mulm von Totholz leben eine Reihe von Käfern, die wiederum Vögeln als Nahrung dienen.


Erlebnisbereich Bach

Das positive Erleben von Natur ist am Wasser besonders hoch. Ein naturnaher Bach, wie hier, flach und strukturreich, mit lückigem Gehölzsaum, steinigem Substrat und einigen großen Steinen, welche die Eigendynamik des Baches fördern, ist ein besonderer Spiel-, Lern- und Erlebnisraum. Der "Erlebnisbereich Bach" weckt die Freude am forschenden Lernen. Tieren und Pflanzen in ihren Lebensräumen zu begegnen, schafft bleibende Eindrücke.


Reisighaufen

Ein Reisighaufen aus Ästen und Zweigen von Baum- und Heckenschnitt bietet Lebensraum für Waldspitzmaus, Mauswiesel, Spinnen und Laufkäfer. Er ist Brutstätte und Fluchtburg für Kleinvögel, Unterschlupf für Erdkröten und Kinder- und Winterquartier für Igel.


Wildbienenhotel

14% der Wildbienen bauen in hohlen Pflanzenstängeln, Käferfraßgängen, Mauerspalten oder ähnlichen "Nestern". Da auch diese Nistmöglichkeiten immer weiter zurückgehen, kann man in einem "Wildbienenhotel" verschiedene Materialien kombinieren und einer Vielzahl an Insekten einen Lebensraum bieten.


Sandbiotop

Sand und sandiger Lehm locken die Bodennister unter den Hautflüglern an. Dazu gehören neben Hummeln auch Solitärinsekten wie Sand- und Seidenbienen und Grabwespen. Wo ungestörte und besonnte Sandplätze rar sind, kann man den Insekten helfen, indem man ihnen solche Brutstätten anlegt, sie weitgehend vegetationsfrei hält und sie vor Störungen bewahrt. Weitere Tiere nutzen dieses Angebot, wie zum Beispiel Eidechsen oder Spinnen.


Röhricht- und Sumpfzone

Diese weitgehend sich selbst überlassenen Lebensräume haben eine hohe Bedeutung für Brutvögel, Amphibien und Insekten. Die im Schlamm kriechende Grundachse des für diesen Lebensraum typischen Schilfs wird reichlich mit Sauerstoff versorgt. Zahlreiche Mikroorganismen, die im luftarmen Schlamm sonst nicht leben könnten, profitieren davon und tragen zur Mineralisierung des reichlich vorhandenen organischen Materials bei.


Rundweg

Auch der Rundweg trägt zur Artenvielfalt bei. Die Besucher des Schutzgebietes bleiben automatisch auf dem Weg und ermöglichen so den Bewohnern des Biotops den notwendigen Schutz. Durch das häufige Mähen und die häufige Nutzung ist dieser Weg in der vegetationsreichen Zeit der einzige Lebensraum mit durchgehend niedriger Vegetation. Hier fühlen sich trittfeste Pflanzen und einige Pilzarten wohl.


 

Die Binsenwiesen liegen mitten im Bizzenbachtal (siehe Karte, die rote Markierung ist der Weg vom Schwimmbad aus).