Naturschätze im FFH-Gebiet Haubergsgrund bei Pfaffenwiesbach
Tolle Beobachtungen bei Spaziergang zu artenreichen Mäh- und Auwiesen am 31. Mai mit großer Beteiligung

Bericht: Sybille Winkelhaus

Nach der Veröffentlichung des Artenschutzberichts des BfN am 20. Mai 2015 ist offensichtlich, dass Deutschland noch weit von seinem Versprechen entfernt ist, bis 2020 den Artenschwund zu stoppen und eine Erholung einzuleiten. Aber nicht nur in Deutschland sind die Zahlen erschreckend, sondern auch der am gleichen Tag veröffentlichte EU-Bericht zur Lage der Natur in der EU ist alarmierend.

Zeitgleich ist die Naturschutzgesetzgebung der EU auf dem Prüfstand: Bis zum 24. Juli haben alle Bürgerinnen und Bürger in den Mitgliedstaaten die Gelegenheit, sich zur Bedeutung und zu einer möglichen „Modernisierung" der zwei wichtigsten EU-Gesetze für den Natur- und Artenschutz zu äußern: der Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) -und der Vogelschutzrichtlinie.

Ohne den Schutz ihres Lebensraumes, der strukturreichen, mageren artenreichen Mähwiese sind z.B. Ameisenbläuling und Neuntöter hier in Pfaffenwiesbach in Gefahr. Der Auwald entlang des Wiesbachs und die Auwiese mit ihrem reichhaltigen Orchideenbestand gehören ebenso wie die mageren Mähwiesen zu den am meisten gefährdeten Lebensräumen in Deutschland und Europa.

Der NABU Wehrheim hat aus diesem Grund am 31. Mai zu einem Spaziergang in das FFH-Gebiet Haubergsgrund bei Pfaffenwiesbach eingeladen. Wir haben den Besuchern im Gelände an ausgewählten Beispielen gezeigt, warum die europäischen Naturschutzrichtlinien nicht nur unbedingt erhalten, sondern auch strikter umgesetzt werden müssen.




Reges Interesse fand unser Spaziergang. Hier erläutern Andrea Pfäfflin und Sybille Winkelhaus Details zu FFH-Gebieten im Allgemeinen und im Hochtaunuskreis. Ein Drittel aller Arten sind aktuell gefährdet, der Verlust an Artenvielfalt ist nicht gestoppt. Der Rückgang wird an drei Beispielen deutich: Seit 1980 ist der Bestand des Rebhuhns um 93 % zurückgegangen, der Kiebitz verzeichnet einen Verlust von 75 %, die Feldlerche um 34%. Die Ursache liegt hauptsächlich in der Intensivierung der Landwirtschaft, aber auch steigender Freizeitdruck, Zunahme an Siedlungsraum und die Industrie sind nicht unbeteiligt.


Rot umrandet und schraffiert sieht man hier die geschützten Bereiche des FFH-Gebietes Haubergsgrund. Unser Spaziergang führte am östlichen Teil des FFH-Gebietes entlang.



Sybille Winkelhaus (links) und Andrea Pfäfflin (rechts) führten uns durch die Naturschätze im östlichen Teil des FFH-Gebietes.



Vereinzelt fanden wir noch das Knabenkraut, ein Orchideenart, die jetzt schon nahezu verblüht war.



Kuckuckslichtnelken waren auch zu sehen.



Der kleine Wiesenknopf...



...und der große Wiesenknopf, den der Ameisenbläuling (ein sehr seltener Schmetterling) benötigt, um überleben zu können.



Der Wiesen-Bocksbart blühte an verschiedenen Stellen.



Es waren einige Insekten unterwegs. Hier ließ sich ein Schenkelbockkäfer fotografieren, der nicht nur durch seine "Popeye"-Beine auffiel, sondern auch durch den metallischen Glanz.



Einige "Scharlachrote Feuerkäfer" faszinierten durch ihr leuchtendes Rot und ihre Größe.



Sybille hat die Blutwurz gefunden, eine gelb blühende Heil- und Nutzpflanze.



Ein Neuntöter! Ein nicht mehr allzu häufiger Singvogel, der im Haubergsgrund schon seit einigen Jahren zuhause ist. Wir haben uns sehr gefreut, dass wir sowohl das Männchen (Foto) als auch das Weibchen gesehen haben.



Schau mal da!



Was fliegt denn da?





Die Landschaft war überall wunderschön!



Auf der letzten besichtigte Mähwiese am Giernacker, die einmal jährlich Anfang Juli gemäht wird, haben wir Kreuzblume, Kleiner Klappertopf und Margeriten sehen können.
Die Fläche soll zum Borstgrasrasen entwickelt werden.



Kleiner Klappertopf



Am Ende des Rundgangs am "Wiesensofa" auf dem Gelände des Waldkindergartens gab es noch einige Infos zu den während der Wanderung gehörten und beobachteten Vögeln von Timon Sørensen: 31 Vogelarten während der rund 90-minütigen Wanderung, darunter als Highlight das Neuntöterpärchen, aber auch Feldlerchen und Rotmilan wurden notiert.