10 Meter Uferrandstreifen für den Bizzenbach
Flurbereinigungsverfahren hat Vorteile für den Naturschutz und die Landwirtschaft gebracht

Bericht: Wolf-Dieter Herrmann

Unser letztes größeres Renaturierungsprojekt entstand am Bizzenbach-Oberlauf. Hier hatten wir 2006 eine 5.250 qm große Wiese mit dem Ziel erworben, über ein Flurneuordnungsverfahren einen flächengleichen Uferrandstreifen als "Entwicklungsskorridor" für den Bach zu erhalten. Da das Flurneuordverfahren allerdings noch einige Zeit in Anspruch nehmen würde, haben wir im Vorgriff - mit Genehmigung der Flächenbesitzer - in drei Schritten (2006, 2008 und 2011) bereits kleine Teilstücke des Baches renaturiert.

Wir haben dazu

  • die alte Umzäunung entfernt
  • die Ufer abgeflacht
  • die gerade Uferlinie "aufgebrochen"
  • "Störsteine" eingebracht, um die Eigendynamik des Baches anzuregen und
  • den Uferbereich mit standortgerechten Gehölzen bepflanzt.

Die UNB und die Wasserbehörde haben das Projekt ausdrücklich gelobt.


So sah die Gewässerunterhaltung früherer Zeiten am Bizzenbach aus:
Geradlinig, gleichförmig und eingetieft.
Zum Glück gehören diese Maßnahmen der Vergangenheit an.


So sah das renaturierte Teilstück bereits nach einem Jahr aus. Ein aufgestelltes Schild erklärt dem interessierten Spaziergänger den Sinn und Zweck dieser Maßnahmen.


Anfang 2014 haben wir unsere Bemühungen intensiviert und ein offizielles Flurneuordnungsverfahren beantragt. Die Gemeindeverwaltung Wehrheim hat uns hierbei unterstützt und die Gespräche mit den Eigentümern der betroffenen Flächen geführt. Den Eigentümern möchten wir für ihre Bereitschaft zum freiwilligen Landtausch ausdrücklich danken.


Auf der Skizze sieht man die neue Grundstücksgrenze am Bizzenbach-Oberlauf (rote Linie). Die Fläche zum Bach hin gehört nun dem NABU Wehrheim. Zwei unserer eigenen Grundstücke grenzen nun an das "neue" Grundstück an: Die Ernst-Reiter-Wiese und die Binsenwiesen.


Mit dieser Flurneuordnung werden die bisherigen Nutzungskonflikte beseitigt, Landwirtschaft und Naturschutz profitieren gleichermaßen.

Vorteile für die Landwirtschaft:

  • eine bisher zerteilte Bewirtschaftungsfläche wird wieder zusammengelegt
  • ertragsarme Bereiche wie verkrautete Hochstaudenflure oder Hecken werden den NABU-Flächen zugeordnet, im Tausch gegen ertragreicheres Grünland.

Vorteile für den Naturschutz:

  • der Bach erhält als "Entwicklungskorridor" einen naturnahen ca. 500 Meter langen extensiv bewirtschafteten Uferrandstreifen.

und da sich der Bach in seinem jetzt fünfmal breiteren Bett frei entfalten darf, verringert sich für die Gemeinde Wehrheim der Aufwand für die Gewässerunterhaltung beträchtlich.

Am Mittwoch, den 14.10.2015 fand in der Gemeindeverwaltung Wehrheim die letzte Anhörung und Erörterung zum Thema Freiwilliger Landtausch in Wehrheim, Bizzenbach-Oberlauf statt.

Markus Albrecht und Stephan Osterheld vom Amt für Bodenmanagement waren aus Limburg angereist, um den Tauschvertrag vorzulegen und unterschreiben zu lassen.

Damit hat das Flurbereinigungsverfahren ein gutes Ende gefunden, keine der Parteien hat etwas verloren. Auch Bürgermeister Gregor Sommer zeigte sich sehr zufrieden mit dem positiven Abschluss des Verfahrens. Insgesamt mussten sieben Parteien unter einen Hut gebracht werden, dass dies so gut geklappt hat, ist nicht selbstverständlich.

Der NABU kann nun einen ca. 500 Meter langen Uferstreifen am Oberlauf des Bizzenbaches sein Eigen nennen und wird die Renaturierung im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie weiter umsetzen, was nun durch den Landtausch etwas leichter ist.


Noch stehen die roten Markierstäbe von der Vermessung im Gelände, die den 10 Meter breiten Uferrandstreifen schön zeigen.