Zwei junge Falken finden neues Zuhause
Kleines Tagebuch eines erfolgreichen Experiments

Fotos: Hans Sprenger, Timon Sørensen, Franz-Josef Salzmann

Franz-Josef Salzmann erzählt am 14. Juli eine ungewöhnliche Geschichte:

"In meinem Hof sitzen zwei Greifvögel, sind aus dem Nest gefallen, können Sie die holen?" war die Frage eines Pfaffenwiesbachers am 6. Juli. Andrea Pfäfflin hat mir dann zwei junge Turmfalken gebracht. Einer war sehr munter, der andere starb kurz danach. Ich habe den einen zwei Tage lang mit Hühnchenfleisch gefüttert. Aber das ist auf Dauer nicht die richtige Nahrung.

Nun hatten wir in der ev. Kirche eine versuchte Falkenbrut, mit sechs unbefruchteten Eiern. So machte ich den Versuch diesen Falken den Jungfalken unterzuschieben. Ich setzte ihn einfach in den Kasten in der Kirche und entfernte die unbefruchteten Eier. Es war ein Wagnis, denn der Jungfalke war schon ca. drei Wochen alt. Ich ging abends und am nächsten Tag wieder hin und konnte zu meiner Freude und Verwunderung feststellen, dass das Falkenpaar das Findelkind angenommen hatte. Aber die Geschichte geht noch weiter.

Am 11. Juli rief der Pfaffenwiesbacher Herr wieder an: "Hier sitzt wieder ein junger Vogel!" Diesmal fuhr ich mit Hans Sprenger hin und fing einen weiteren Jungfalken ein. Wir fuhren gleich zur ev. Kirche und setzten ihn zu dem anderen dazu. Auch diesmal ließ uns die Neugierde keine Ruhe. Wir gingen abends wieder nachschauen und - siehe da - beide saßen putzmunter im Kasten. Das Falkenweibchen der Pflegeeltern machte einen Mordsspektakel, als wir den Kasten öffneten.

Ein Experiment scheint geglückt, obwohl im Internet zu lesen ist, dass Falkenpaare keine Findelkinder annehmen.

Ich werde die Entwicklung der beiden Jungfalken weiter verfolgen. Bei der Gelegenheit hat Hans noch einen jungen Mauersegler, der im Kirchturm herumflog, freigelassen.


Unser jugendlicher Vogelfreund Timon war am 15. Juli mit Franz-Josef Salzmann wieder auf dem Turm und hat tolle Fotos von den kleinen Turmfalken gemacht. "Sie bekommen jetzt schon richtige Federn!" teilt er begeistert mit. (Eines der Bilder ist das Bild der Woche 29.)

In den Schleiereulenkasten haben die beiden auch gleich einen Blick geworfen und stellten fest, dass sie im Kasten saß!


Franz-Josef Salzmann teilt am 21. Juli weitere erfreuliche Neuigkeiten mit:

Ich war natürlich fast jeden Tag auf dem Kirchturm, um die Entwicklung der Jungfalken zu verfolgen. Am 20. Juli war ich morgens oben und sah, dass die beiden Jungfalken bereits außen auf dem Sims, direkt unter der Uhr saßen, voll befiedert. Die Alte lockte draußen.

Ich traute mich gar nicht den Kastendeckel ganz zu öffnen, aus Angst, die beiden könnten hinunterfallen, oder schon abfliegen. Aber so weit war es wohl noch nicht.

Am Abend ging ich noch einmal hin, um Fotos zu machen, schließlich wollte ich gern Bilder haben von Jungfalken im vollen Federkleid, kurz vor dem Jungfernflug. Das ist gelungen, die Jungen ließen sich ohne Scheu fotografieren.

Nun werden sie in den nächsten Tagen ausfliegen. Wir wünschen ihnen, dass sie die ersten Tage alleine gut überstehen, denn das ist die schwerste Zeit für Jungvögel.

Ein Experiment ist geglückt, wir haben die kleinen Wollknäuel aus Pfaffenwiesbach den Pflegeeltern in Wehrheim anvertraut. In zwei Wochen sind sie zu prächtigen Falken herangewachsen.